Gelebte Inklusion

Inklusion ist ein spannendes Thema. Ein Thema, das in Zeiten zunehmender Verrohung, Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit innerhalb der Gesellschaft als ein Stützpfeiler des Wertesystems immer wichtiger wird.
Ein Thema zugleich, das beim VfL Klafeld-Geisweid schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle spielt.

Ende 2015 besprachen VfL-Urgestein Gunter Ostehr, Mitglied der Fußball-Regionalliga-Mannschaft der 1970er Jahre, und der mit ihm befreundete Dachdeckermeister Ulrich Hegner, zugleich Unterstützer der AWO, wie man sportlich zusammen kommen könne. Es gab jedoch leichte Anlaufschwierigkeiten. So wurde die Idee einer gemeinsamen Freizeit schnell wieder verworfen. Gunter Ostehr blieb jedoch buchstäblich „am Ball“ und hartnäckig.

So schrieb er verschiedene Sponsoren und Gönner mit der Bitte um Hilfe an. Vor allem die am Geisweider Marktplatz beheimatete Allianz-Agentur Krämer und Schweitzer zeigte sich angetan von der Idee einer Inklusionsmannschaft innerhalb des VfL und spendete als Starthilfe stattliche 5000 Euro. Davon wurde die Mannschaft komplett mit Trikotgarnituren und Spielbällen ausgerüstet.

Im Januar 2016 bestritt das VfL-Inklusionsteam, das sich aus Bewohnern der Heimstätten in Geisweid und Buschhütten rekrutiert, im Rahmen des VfL-Hallenturniers am Schießberg sein erstes offizielles Spiel. Als Trainer fungierte damals der ehemalige Klafelder Spieler Werner Kornacker, der seinerzeit auch für die AWO arbeitete. Wenig später wurde er von Torsten Kieffer abgelöst. Wiederum kurz darauf gewann Gunter Ostehr auch Frank-Martin Sünkel und Thomas Mertin als Trainer, die ebenfalls eine langjährige VfL-Vergangenheit haben.

„Wir waren sofort begeistert von der Idee“, erinnert sich Sünkel.

Das Trio trainiert alle 14 Tage jeweils dienstags im Geisweider Hofbach-Stadion mit bis zu 15 Heimbewohnern sowie deren Betreuerinnen und Betreuern.

Am 14. Oktober schlägt die große Stunde der Inklusionsmannschaft des VfL, die an diesem Tag ab 14 Uhr auf dem Kunstrasenplatz des Geisweider Hofbach-Stadions auf den FC Landtag trifft. „Wir haben durch das Training viel gelernt, vor allem, was emotionale Wärme angeht“, stellt Frank-Martin Sünkel klar, dass das sportliche Miteinander keineswegs eine einseitige Geschichte ist: „Das ist ein beidseitiges Geben und Nehmen. Unsere Spieler sind völlig ohne Masken, da gibt es kein Verstellen.“ Ähnlich sieht das sein Trainerkollege Thomas Mertin: „Unsere Schützlinge strahlen eine große Herzlichkeit aus – und vor allem eine hundertprozentige Ehrlichkeit.“

Gleichwohl sei Inklusion nicht eindimensional, sondern habe viele Facetten, die man berücksichtigen müsse, findet Frank-Martin Sünkel: „Ich bin zum Beispiel kein Freund von Inklusion im schulischen Bereich. Das ist für Lernziele nicht unbedingt förderlich. In unserem Training bewegen wir uns aber im absolut breitensportlichen Bereich, da gibt es keinerlei Leistungsdruck, keinen Ergebniszwang oder ähnliches – wir haben einfach nur richtig viel Spaß miteinander.“

Um etwaige Berührungsängste abzubauen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollen die Zuschauer am 14. Oktober „mittendrin statt nur dabei“ sein: „Wir werden auf einem Kleinfeld spielen, wahrscheinlich mit jeweils neun oder zehn Spielern auf beiden Seiten. Das werden wir aber ganz spontan handhaben. Wenn wir merken sollten, dass zu viel Platz auf dem Feld entsteht, kommt halt einfach ein weiterer Akteur dazu. Und wir möchten, dass die Zuschauer direkt am Spielfeldrand stehen, ganz nahe am Geschehen“, erläutert Thomas Mertin. Im Inklusionsteam werden Behinderte und Nichtbehinderte Seite an Seite spielen – ganz im Sinne des integrativen Gedankens.

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